Marvin Ancian

Parallel zum Europäischen Filmpreis findet am 6. und 7. Dezember die Filmtech-Messe statt, die zum Eintauchen in die Welt der Schweizer Filmtechnologie einlädt.

«Immersion» wird hier fast schon greifbar. Die Filmtech-Messe findet im Neubad, dem ehemaligen Hallenbad der Stadt Luzern statt, das zu einem Kulturzentrum und Atelier umfunktioniert wurde. In der einstigen Schwimmhalle werden die neusten Entwicklungen im Bereich der audiovisuellen Technologien in all ihren Formen präsentiert: Virtuelle Erfahrungen, Vorführungen, Präsentationen und Podiumsdiskussionen geben Einblick in Schweizer Innovationen im Filmbereich. Für Mirko Bischofberger, der die Messe im Auftrag des Bundesamts für Kultur organisiert, ist das Ziel klar: «Die Technologien hinter dem Kultursektor sollen sichtbar gemacht werden.»

Das Programm der Messe, durch das der Schweizer Komiker und KI-Künstler Patrick Karpiczenko führen wird, stellt sich drei Hauptfragen: Wie wirken sich Schweizer Filmtechnologien auf die Filmwelt der ganzen Welt aus? Welche Rolle spielen dabei moderne Jungunternehmen? Und welche Art von Filmkunst kann mithilfe  bestimmter  Technologie  gemacht werden? So wird beispielsweise Sarah Kenderdine, Professorin für digitale Museologie an der École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), über interaktive Installationen sprechen, die Film und erweiterte Realität vereinen, um eine digitale Darstellung kultureller oder archäologischer Stätten zu ermöglichen.

Auch die derzeit breit diskutierte künstliche Intelligenz (KI) nimmt einen wichtigen Platz ein. Simon Jacquemet arbeitete fünf Jahren an seinem Film «Electric Child». Darin erzählt er die Geschichte eines Informatikers, der einen Pakt mit einer künstlichen Intelligenz schliesst, um sein neugeborenes Kind, das an einer seltenen Krankheit leidet, zu retten. Der Schweizer Regisseur berichtet an der Messe in Luzern von seinen Erfahrungen und bietet einen Blick hinter die Kulissen dieses filmischen und technologischen Abenteuers, das nicht nur von künstlicher Intelligenz handelt, sondern auch mit deren Hilfe entwickelt wurde. «Die Schweiz war schon immer ein Land, das technologisch an der Weltspitze stand. Dies gilt auch für die Anwendung audiovisueller Technologien, etwa in der Informatik, der Robotik und dem Ingenieurwesen. In den 1950er Jahren wurde das Nagra-Tonbandgerät von einem Ingenieurstudenten der EPFL entwickelt. Dank dieser Entwicklung konnte zum ersten Mal in der Geschichte des Kinos eine Person allein ein hochwertiges Aufnahmegerät  tragen und sich ohne schwere Ausrüstung frei bewegen. Diese kleine Revolution in der Kunst der Tonaufnahme brachte der Schweiz in den Jahren 1978 und 1991 zwei Oscar-Preise ein», erklärt Bischofberger. Ein jüngeres Beispiel ist das Jungunternehmen Faceshift, das 2012 eine Technologie zur Erstellung animierter Avatare entwickelt hat, die die Mimik einer Person in Echtzeit einfangen kann. Diese Technologie kann in Filmproduktionen eingesetzt werden, um die Animation von Figuren zu verbessern und die Gesichtsbewegungen der Schauspielenden besser nachahmen zu können. Sie wurde zum Beispiel bei Produktionen wie «Star Wars» angewandt. 2015 wurde sie von Apple aufgekauft.

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